Ob Ingenieure, Zeichner, oder Geomatiker – Schweizer Ingenieurbüros spüren den Fachkräftemangel massiv. Was kann ein einzelnes Unternehmen dagegen tun? Diese Wege geht die HMQ.
«Wenn die Branche zu wenig Fachkräfte hergibt, kümmern wir uns eben selbst darum», bringt es Patrick Kornberger auf den Punkt. Der 36-jährige Bauingenieur ist Bereichsleiter Bauprojekte Tiefbau bei der HMQ AG in Thusis. «Dabei geben wir allen Interessierten eine Chance: Lernenden, Quereinsteigern sowie ausländischen Fachkräften.» Das klingt einfach – ist aber eine langfristig ausgerichtete Strategie, die das Unternehmen aus Überzeugung und mit grossem Effort umsetzt.
Patrick Kornberger beispielsweise unterrichtet neben seiner Anstellung bei der HMQ auch an der Gewerbeschule in Chur: In einem Vier-Tages-Kurs vermittelt er dort sein Fachwissen im Bereich Strassenbau an jeweils rund 25 Lernende der Kantone Graubünden und Glarus. Sein Kollege Daniel Kägi leitet überbetriebliche Kurse im Bereich Geomatik. Die beiden sind hoch motiviert, die anspruchsvollen Inhalte ansprechend zu vermitteln. Denn: «Jede neue Fachkraft ist wichtig für unsere Branche.»
Zusätzlich engagiert sich Patrick Kornberger als Prüfungsexperte für die Lehrabschlussprüfungen zum/zur Zeichner/in EFZ Ingenieurbau. Sein HMQ-Kollege Michael Meisser gehört dem Prüfungsausschuss für die Ausbildung zum/zur Geomatiker/in EFZ an.
In diesen Funktionen sind beide Prüfungsexperten auch wertvolle Schnittstellen für die Lernenden der HMQ: Sie kennen die Anforderungen der Lehrabschlüsse und wissen, wie sie ihre Lernenden darauf vorbereiten müssen. «Wir legen grossen Wert auf den Praxisbezug und binden sie von Anfang an in die Projekte mit ein», berichtet Patrick Kornberger.
Ab Herbst 2022 bildet die HMQ insgesamt 6 Lernende in den Bereichen Geomatik und Ingenieurbau aus. Die Lehre dauert jeweils 4 Jahre und schliesst mit einem eidgenössischem Fähigkeitszeugnis ab. Die Lehrlingsbetreuer kümmern sich darum, dass die jungen Fachkräfte alle erforderlichen Kompetenzen und reichlich Projekterfahrung erhalten.
Seit langem kann die Schweiz ihren Bedarf an Fachkräften nicht decken. Fachkräfte aus dem Ausland sind deshalb eine wichtige Stütze. Die HMQ integriert nicht nur ausländische Fachkräfte in den Betrieb, sondern investiert auch in deren Weiterbildung. «Das Ausbildungsniveau in der Schweiz ist nach wie vor sehr hoch. Kommen Fachkräfte aus dem Ausland, müssen wir ihr Know-how gezielt aufbauen», weiss Geschäftsführer Franco Quinter.
Diese internen Weiterbildungen übernehmen Fachbetreuer, Teamleiter und Kolleg/innen der HMQ im täglichen Projektgeschäft. Bis zu sechs Monate Einarbeitungszeit nimmt der Geschäftsführer dabei in Kauf – eine langfristige Zusammenarbeit ist ihm deshalb wichtig.
Die Standorte Thusis, Flims, Chur, Lenzerheide, Zürich und Zofingen sind gut besetzt. Insbesondere für das 3D-Modelling und die3D-Datenverarbeitung braucht es aber viel Manpower. Die HMQ kooperiert deshalb mit der HMQ Asia, welche sie in Indonesien aufgebaut hat und laufend weiterentwickelt.
Ein neues Büro in Ungarn, das aus einer mehrjährigen Anstellungstätigkeit heraus entstanden ist, garantiert grosse Flexibilität und Schlagkraft in den Hochbau-Projekten. Bei Auftragsspitzen verfügt das Unternehmen zudem über ein gutes Netzwerk an Dienstleistenden und Fachspezialisten, die bedarfsmässig hinzugezogen werden können.
Natürlich haben die Arbeitsplätze in der Schweiz Priorität. Um diese attraktiv zu gestalten, geht die HMQ mit dem Zeitgeist: «Wir ermöglichen Homeoffice und flexible Arbeitszeiten, bieten gute Anstellungsbedingungen und pflegen eine Unternehmenskultur mit gelebtem Teamgeist», fasst es Franco Quinter zusammen.